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Pfingstcup - die vier besten Tage des Jahres

Warum wird eigentlich Pfingsten gefeiert?

Wir feiern den fünfzigsten Tag der Osterzeit, die Entsendung des Heiligen Geistes, heißt es in Wikipedia. Doch ganz egal, ob wir die biblischen Überlieferungen glauben oder nicht, über eines freuen wir uns alle: arbeits- bzw. schulfreie Tage. Tage, an denen man verreisen oder einfach mal die Beine hochlegen kann - oder man zockt beim größten Basketball-Freizeitturnier Deutschlands mit.

Die große Überfahrt

Wir schreiben Freitag, den 2. Juni 2017. Es ist 10:32 Uhr, da höre ich plötzlich die Hupe eines Wagens vor meiner Haustür. „Überpünktlich“, denke ich mir. Egal. Die Tasche ist gepackt. Bis obenhin. Mit Schuhen, Shirts, Shorts und jeder Menge anderem Krimskrams, der in den kommenden vier Tagen irgendwie von Nutzen sein könnte. Bamberg ist das Ziel unserer großen Überfahrt. Freak City. Aber nicht wegen der zeitgleich stattfindenden BBL-Finalserie. „Pfingstcup“ lautet das magische Wort, das mich und neun meiner besten Freunde seit Wochen vor Vorfreude nachts kaum ein Auge zubekommen lässt.

Ein böses Omen?

Auto eins startet mit vier Insassen wie beschrieben um 10:32 Uhr von meinem rheinland-pfälzischen Heimatdorf aus. Rund zweidreiviertel Stunden würden wir darin verbringen, prognostiziert das Navigationsgerät. Es dauert jedoch nicht einmal eine Stunde, da gibt besagtes Auto eins plötzlich den Geist auf. Schnell wird jedoch auf modernen Kommunikationswegen ein Ersatzfahrer arrangiert, der uns vier Gestrandete aufsammelt; der Abschleppwagen erledigt den Rest. Statt um fünfzehn Uhr kommen wir daher erst um sechs Uhr abends mit langen Gesichtern und ausgelaugten Beinen in unserer Jugendherberge an. Im Hinblick auf die folgenden zweieinhalb Tage, die mit Basketball nur so vollgepackt sind, keine allzu guten Vorzeichen.

Grenzenlose Kreativität

Mein Team sind die Palatinate Pavians. Woher der Name kommt, ist für den Moment unwichtig. Wer diesen jedoch für zu obskur hält, der wird sich mit „Coca Cola Ferdi und die Fanta Boys“ oder „Bauch, Beine, Po“ sicherlich ebenfalls nicht mehr anfreunden. Aber es ist nun einmal ein Freizeitturnier und bei der Namensgebung sind daher keine Grenzen gesetzt. Als Vorrundengegner wurden den Pavians übrigens „HipHopHooray“, „Always Ultra“, „Carl Fighting Dulls“ und „Die Briefkästen“ zugelost. Lassen wir so stehen. An dieser Stelle vielleicht ein kurzer Exkurs ins Regelwerk: Pro Mannschaft sind lediglich zwei Vereinsspieler erlaubt (allerdings auch nur einschließlich bis zur Bezirksoberliga; Frauen, U18- und Ü45-Spieler sind von dieser Einschränkung befreit). Unser Team bestand aus einem Zehn-Mann-Kader, dem übrigens viertjüngsten im ganzen Turnier: zwei Ü18-, ein U18- und drei ehemalige Vereinsspieler sowie vier weitere Akteure, die über das Prädikat „schon einmal einen Ball in der Hand gehabt“ nicht allzu weit hinauskommen.

Gewinnen ist nicht alles

Doch wer bereits aufmerksam zwischen den Zeilen gelesen hat, der wird gemerkt haben, dass es an diesem Wochenende um etwas Größeres als um das Gewinnen geht: Freundschaft, Beisammensein, Spaß haben. Wo man sich in anderen Sportarten mit der offenen Sohle in die Beine fährt oder Meinungsverschiedenheiten mit Fäusten regelt, herrscht beim Basketball Harmonie. Zwar berichten die Pfingstcup-Organisatoren in ihrem Turnierbericht von einigen wenigen negativen Ausnahmen, doch wir erfahren an diesem Wochenende keinerlei Komplikationen. Stattdessen stehen wie gesagt der Austausch und das Miteinander im Vordergrund, woraus letztlich ein fairer und dennoch hochklassiger sportlicher Wettkampf resultiert.

Der Fokus stimmt

Nun kann man meinen, den Satz „Gewinnen ist nicht alles“ sagen nur chronische Verlierer. Tatsächlich schnitten die Pavians, meine Mannschaft, als Vorjahres-43. (von 52 Teilnehmern) nicht allzu gut ab. Doch wir sind ein Jahr älter, erfahrener und unserer Meinung nach auch besser geworden. Daher ist die Marschroute klar: Eine bessere Platzierung als im Vorjahr soll her. Deshalb steht die Mannschaft um neun Uhr fünfzig zum ersten Tip-Off, schon bis in die Haarspitzen motiviert, in der Halle. Nun gibt es aber ein Problem. Der Sprungball verzögert sich, weil beide Mannschaften schwarze Trikots tragen und niemand auf die Schnelle Leibchen auftreiben kann. Die Lösung: Die Pavians spielen in ihren bunten Shooting Shirts - ein weiteres Beispiel, wie charmant Freizeit-Basketball sein kann. Das erste Spiel geht jedoch wie die folgenden beiden knapp verloren, wenngleich die Pavians eine klasse Leistung zeigen und sich mit im Vorjahr deutlich besser platzierten Teams lange Zeit auf Augenhöhe präsentieren. Lediglich im letzten Vorrundenspiel springt nach zweimal zwölf Minuten Spielzeit ein Sieg heraus.

Wenn du dein Ziel erreichst

Nach einer harten und kurzen Nacht im ungemütlichen und viel zu kleinen Jugendherbergsbett klingelt am folgenden Sonntagmorgen schon um sieben Uhr der Wecker. Um neun Uhr startet die Hauptrunde, in der die Pavians gegen vier weitere Viertplatzierte aus der Vorrunde antreten müssen. Die Namen dieser Teams: „Monkey Dunkey Funky“, „Keine Optik Bayreuth“, „Männer von Flake“ und „Sanderau ALKstars“ (die ihrem Namen im Übrigen schon um neun Uhr am Morgen alle Ehre gemacht haben, sich aber (vielleicht auch deshalb), wie alle anderen, als angenehme Zeitgenossen herausstellten). Die Spiele am zweiten Turniertag fallen alle relativ deutlich aus; die Pavians gewinnen dreimal und müssen sich nur einmal geschlagen geben, sodass am Montag gegen „Die AssistEnten“ um den 33. Platz gespielt wird.

Tausend Zuschauer beim Freizeitbasketball

Der Finaltag am Pfingstmontag illustriert nochmals, was den Pfingstcup und den Sport Basketball im Allgemeinen so besonders macht. Nach einer weiteren harten Nacht gewinnen die Pavians erst souverän ihr Platzierungsspiel und verbessern sich damit im Vergleich zum Vorjahr um gleich zehn Ränge. Dann geht es sofort ab in die benachbarte Graf-Stauffenberg-Halle, eine von vier Spielhallen. Der Spielort des ProA-Teams Baunach Young Pikes ist schon am frühen Morgen gut besucht; die Halbfinals laufen. Auf der Tribüne sitzt auch der Bamberger Spieler Lucca Staiger, der seinem Weggefährten aus Urspringer Zeiten, Michael Spöcker, der jetzt als Freizeit-Point-Guard für den Halbfinalisten „Büffelantilopen“ (auch mit basketball.de-Beteiligung) die Schuhe schnürt, die Daumen drückt. Die „Büffelantilopen“ schaffen es allerdings nicht ins Finale; dort stehen sich Vorjahressieger „Just do it“ und „Renners Räubers“ gegenüber. Mittlerweile ist der Großteil der über das Wochenende aktiven 55 Teams in der Halle eingetroffen, sodass rund tausend Zuschauer ein spannendes, stimmungsvolles und hochklassiges Finale sehen, welches „Renners Räubers“ schlussendlich mit 54:53 für sich entscheiden können.

Noch 343 Tage

Im Anschluss an das Finale erhält jedes Team eine Urkunde, dann werden alte und neugewonnene Freunde verabschiedet und schließlich, im Regen, die Heimfahrt angetreten. Als ich nach vier Stunden im Auto wieder daheim ankomme, falle ich auf der Stelle ins Bett und wache, nur aufgrund meines Weckers, zwölf Stunden später auf. Dann setze ich mich vor meinen Laptop und tippe diese Zeilen. Selbst dabei tut mir noch der ganze Körper weh, aber ich denke mir bloß: „Mann, war das wieder geil!“ In 343 Tagen ist es dann erneut soweit. Die Vorfreude steigt so langsam schon wieder.

Tobias Faller - von den Palatinate Pavians